Montag, 20. August 2012

ATTITUDE ("drama baby, drama"- not)

Wie wir eigentlich alle wissen, nimmt die eigene innere Einstellung (ob positiv oder negativ) nur wenig bis gar keinen Einfluss auf die äußeren Umstände andere würden vielleicht 'morphogenetisches Feld' dazu sagen oder noch andere 'Die Macht' usw. usf. mit denen man sich bisweilen auseinanderzusetzen hat, sondern man nimmt besten- oder schlimmstenfalls Einfluss auf die Menschen, mit denen man sich mittelbar befasst, oder aber letztlich schlicht und einzig auf die eigene innere Einstellung Kharma... Samsara... shit happens. Trivial.
Das Wetter ist ein recht gutes Beispiel für so einen äußeren Umstand, mit dem nicht wenige Menschen des öfteren hadern und sich so das Leben vollkommen sinnloserweise vermiesepetern. Und ich meine damit nicht etwa die Unglücklichen, denen vielleicht gerade das Wetterphänomen Wirbelsturm ihr vormals kuscheliges Heim zu einem hunderte Meter breiten Trümmerkorridor zermalmt hat, sondern jene, die schon bei einem verregneten Sommer einen hunderte Meter breiten Flunsch im Gesicht tragen. "Das Wetter" (als Bezeichnung für derart viele Prozesse die sich planetenweit in so vielfältigen Weisen parallel ereignen schon hirnrissig genug) schert sich einen Kehricht (einen feuchten oder trockenen kommt ganz darauf an...) um unsere inneren Einstellungen, warum sollte ich mich im Gegenzug also viel mehr um "Das Wetter" scheren?
Zugegeben, ich bin was die innere Einstellung angeht sicherlich kein fortwährend leuchtendes Vorbild (und häufig leider sogar das exakte Gegenteil dessen), jedoch bin ich mir dieser Tatsache absolut bewusst und tue deshalb wirklich mein Bestes, um nicht von minderschweren Befindlichkeiten in ein Miesepeterloch gesogen zu werden. Ich habe das unbestimmte Gefühl, in ganz kleinen Schritten und Jahr für Jahr immer besser in dieser Angelegenheit zu werden, kann aber doch wenigstens mit Bestimmtheit behaupten, dass angesprochene Regenproblematik mir schon seit geraumer Zeit, mit oder ohne Donnergetöse, unbeachtet am Hinterausgang vorbeirauscht. Das ist doch immerhin schon ein ganzer Aufreger weniger auf der hunderte Meter breiten (je nach Sichtweise: langen) Liste...

***

Die Reise beginnt nicht wie eigentlich geplant nämlich damit, dass ich die U-Bahn zum DB-Bahnhof verpasse. Das ist nicht ganz so schlimm, weil ich mir im Voraus einen etwas großzügigeren Zeitrahmen für den innerstädtischen Transport zurechtgelegt hatte, nicht zuletzt um mich am Bahnhof mit einem Getränk für die Zugfahrt zum Flughafen und etwas Lesestoff einzudecken. Dadurch, dass mir die eigentlich angepeilte U-Bahn aber soeben vor der Nase weggefahren ist, habe ich jetzt nicht mehr 24, sondern nur noch neun Minuten Zeit, um vom U-Bahnsteig zum ICE-Steig zu gelangen und somit keine Zeit mehr, vor der Abfahrt Getränk und Lesestoff einzukaufen.Weiß der Geier warum, aber vor längeren Reisen schlafe ich zumeist schlecht (obwohl ich eigentlich nie sonderlich aufgeregt bin) und bin daher jetzt matschig genug in der Birne, um nicht an das sog. Bordbistro im ICE zu denken, das zumindest in Sachen drohender Dehydration Abhilfe hätte schaffen können und auch nicht an das Buch, das schon seit der Irlandreise zum Jahreswechsel 2011-12 ungelesen in meinem "Bordcase für Flugreisen" (eine simple Umhängetasche) vor sich hingammelt.
Der ICE trifft mit einigen Minuten Verspätung am Flughafen ein, was ebenfalls nicht so schlimm ist, weil ich auch den üblichen Zeitrahmen von zwei Stunden für den Check In, am Schalter der Fluggesellschaft, mit einem extra Viertelstündchen bei der Vorausplanung etwas aufgelockert habe. Um kein unnötiges Zeugs mitzuführen, habe ich alles Kleingeld zu Hause gelassen, weshalb ich jetzt wieder nichts an einem der zahllosen Getränkeautomaten kaufen kann. Die Zunge klebt mir mittlerweile wie ein olles Fensterleder am Gaumen. Habe ich deswegen schlechte Laune? Pah! Ich habe alle Zeit der Welt und werde schon noch etwas zu Trinken bekommen. Also schlendere ich gemütlich durch die endlosen Gänge des Terminals.
Endlich beim Check In meines Fluges angekommen, erfahre ich dort, dass es üblich ist bei Kanadareisen nicht zwei, sondern drei Stunden vorher einzuchecken. Es mag nach Sarkasmus klingen, aber ich bin wirklich froh, dass ich davon nichts wusste. Beim Baggage Dropoff kommt dann endlich meine Lieblingsfrage: "Ist das Ihr ganzes Gepäck?*"
Von hier aus geht es weiter zum Sicherheits-Check und auf dem Weg dorthin finde ich zum Glück einen Getränkestand mit Wechselkasse. Wohlwissend dass man keine Flüssigkeiten zum Sicherheits-Check mitnehmen darf, wähle ich die kleinste Bechergröße und habe mit dem Kauf eines Orangensafts jetzt mein deutsches Rest-Papiergeld wieder zum Teil in (für die nächsten Wochen) unnützes Münzgeld umgewandelt. Was solls. 
Das Becherchen der ausgewiesenen Größe "Kids" ist schon lange geleert, bevor ich endlich beim Taschen- und Jackendurchleuchten angekommen bin. Dort stelle ich mich jetzt derartig slapstickesk tollpatschig an, dass die Beamtin der Bundespolizei mich NACH dem Ausleeren sämtlicher Jackentaschen auffordert, die Jacke selbst auch noch auszuziehen und in eine weitere "Lore" für den Röntgentunnel zu legen. In selbige entleere ich auch meine Hosentaschen ein Vorgang bei dem ganz unschuldig mein seit Kurzem vermisstes Taschenmesser wieder auftaucht (...) Schneller als  man drei Punkte zwischen zwei Klammern setzen kann, greift die Beamtin nach der sorglos in die Plastikkiste geworfenen "Waffe" und unwillkürlich greife ich mir mit beiden Händen an die Stirn, während in Zeitlupe folgender Film durch meinen Kopf flackert: Taschenmesser in der Hosentasche vergessen, Hose in die Dreckwäsche gepackt, Taschenmesser verloren geglaubt, Schnitt. Kurze Aufblende aus schwarz zu Hose mit Taschenmesser in der Waschmaschinentrommel: Es ist heiß und nass, alles dreht sich, hektische Umschnitte.
"Hihi-" (göbel) "-HIHIHIIII!"
Erst wird es dem Taschenmesser durch das Gewirbel kotzübel, dann fasst es einen teuflischen Plan, klammert sich in der Hosentasche fest und kichert irre durch das schaumige Armageddon, Schnitt. Die Hose trocknet, langsame Blende auf schwarz, Schnitt. Ich ziehe eben diese Hose heute morgen an und das Taschenmesser kichert immer noch völlig gaga aber lautlos in sein Heft hinein, Schnitt.

Die Beamtin hält das zusammengeklappte (übrigens supersaubere) Taschenmesser in der plastikbehandschuhten Hand und sieht mich erwartungsvoll an. Zum Glück kann sie mir wohl ansehen, für wie unglaublich dämlich ich mich selbst in diesem Moment halte... so wie ich da vor ihr stehe, mit beiden Händen an der Stirn. 
Die Länge der Klinge wird vermessen und (Überraschung) nicht für den Flug zugelassen. Man bietet mir an, das Messer zu entsorgen, aber weil es ein teures Messer ist und weil ich Befürchtungen darüber habe, was es sich als Rache für meine Zustimmung zur Entsorgung wohl als nächstes Ausdenken könnte, lasse ich es gegen eine denkbar geringe Gebühr beim Fundbüro des Flughafens bis zu meiner Rückkehr aufbewahren. Ich werde es bestimmt nicht dort vergessen...

(to be continued)

* Grüße an den Tweep aus Hamburg, der die Lieblingsfrage nach der Gepäckmenge schon vorher gestellt hatte 'ß-]

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